Fonte Bertusi Journal

Der Wald

Der Wald

Unsere Strasse ist von einem Hain aus Eichen und Wacholder gesäumt. Vor einiger Zeit wollte ich unbedingt Pilze suchen gehen, aber wegen der Arbeit habe ich nie die Zeit dafür gefunden, also habe ich beschlossen, einen kurzen Streifzug durch den kleinen Wald vor unserem Haus zu machen. Ich ziehe meine Stiefel an, nehme einen Stock und gehe in den Wald. Was für eine wunderbare Welt! Kaum verlasse ich die Strasse und setze den Fuss in die ersten gefallenen Blätter, ist es, als würde ich durch eine unsichtbare Türe eintreten. Es ist eine andere Dimension, wo alle Töne gedämpft sind, das Licht anders zu sein und auch die Zeit anders zu vergehen scheint. Sogar die Auffassung vom eigenen Selbst ist seltsam, es ist als wäre man kein Individuum mehr, sondern ein Teil von einem grösseren Wesen, wie ein Ast eines riesigen Baums… Ich höre kein anderes Geräusch mehr ausser dem Zwitschern der Vögel, dem Wind in den Blättern und dem Rascheln eines durch meine Anwesenheit aufgeschreckten Tieres. Ich gehe auch anders, die Blätter bilden einen weichen Teppich, der meine Schritte leicht und leise macht. Wenn ich in den Himmel schaue, sehe ich einige neugierige Vögel, die meine Bewegungen ausspionieren, und dann zu meinen Füssen Kräuter wie Wermut, Thymian, Minze, kleine Blumen und Moos, was dich daran erinnert, wie du als Kind in selbstgebauten Nestern gelegen bist.
Wenn man die Bäume wachsen lässt, wie sie wollen, nehmen sie fantastische Formen an. Ich finde einen, dessen Wurzeln ein natürliches Becken geformt haben, das Wasser sammelt; die Tiere kommen dorthin um zu trinken, man sieht ihre Spuren darum herum. Ja, die Spuren. Das ist ein Geschenk meines Vaters, eines passionierten Jägers, der mich als kleines Mädchen in den Wald mitnahm und mich gelehrt hat, Spuren, Federn, Rufe und andere Zeichen zu lesen, die die Tiere auf ihrem Weg hinterliessen. Vielleicht liebe ich deswegen den Wald so sehr, weil es ein bisschen so ist, als wäre ich bei meinem Vater, wenn ich dort bin. Ich rieche die gleichen Gerüche, höre die gleichen Geräusche, und fühle die subtile Angst, ein Tier anzutreffen, das mehr Angst hat als ich, und wir dann beide in verschiedene Richtungen flüchten, wie bei einem Spiel unter Kindern.

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